
Ergebnisse der Pestizidmessungen in kleinen Fließgewässern um München
Starkregenereignisse häufen sich, auch im Raum München. Bei Regen und besonders bei Starkregen kommt es zu erhöhtem Oberflächenabfluss und Bodenauswaschungen von hauptsächlich landwirtschaftlichen Flächen. Das heißt: Pestizide und Nährstoffe werden von Ackern und Feldern in angrenzende Bäche eingespült, die sich durch ganz Bayern schlängeln. Bäche machen in Bayern über 90 % des Fließgewässernetzes aus. Für die meist seltenen Tier- und Pflanzenarten, die auf das Leben am und im Wasser spezialisiert sind, stellt dies eine ernstzunehmende Bedrohung dar.
Unsere Gewässerbeprobung 2023 und 2024 zwischen April und Juli zur Hauptanwendungsphase von Pflanzenschutzmitteln hat u. a. diese wichtigen Erkenntnisse hervorgebracht:
- Es wurden insgesamt 63 Wirk- und Abbaustoffe von Pestiziden nachgewiesen
- Teilweise Pestizid-Cocktails von bis zu 17 Wirkstoffen gleichzeitig
- 10 Wirkstoffe wurden nachgewiesen, die teilweise seit fast 40 Jahren schon verboten sind und teilweise als bienenschädigend und für den Menschen als potenziell krebserregend gelten
- Der Belastungszustand am Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen ist bei Starkregen viermal höher als bei durchschnittlicher Witterung
- Gesetzlich zulässige Höchstkonzentrationen wurden teilweise stark überschritten (Aclonifen, Nicosulfuron)
- keine der Messstellen befindet sich in einem guten ökologischen Zustand
- es wurden teilweise nur wenige Wirbellosen-Arten gefunden, die sensitiv auf Pflanzenschutzmittel reagieren
Wirkstoffe aus Pflanzenschutz- und Düngemitteln beeinflussen nicht nur Schädlinge, sondern auch eine Vielzahl anderer Lebewesen, sog. Nicht-Zielarten. Ganze Nahrungsketten und Ökosysteme werden durch den Einfluss auf am Gewässer lebende Arten destabilisiert. Eine verstärkte behördliche Messung auch an kleinen Fließgewässern, v.a. zu Starkregenereignissen ist nötig, um ein realistisches Belastungsbild und die Peak-Konzentrationen aufzuzeigen. Es gilt, Gesetze einzuhalten und einen guten Zustand der Bäche gemäß Wasserrahmenrichtlinie herzustellen.
Auf Anfrage kann der Auswertungsbericht eingesehen werden.
