Schmetterlinge im September
Der Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) ist der größte mitteleuropäische Falter und wirklich eine imposante Erscheinung. Seinen Namen hat er von der auffälligen Zeichnung auf dem Rücken. Bei Erregung stößt er deutlich hörbare, zirpende Geräusche aus, die bedrohlich wirken. So ein schwerer Schmetterling und starker Flieger braucht auch entsprechende Nahrung, deshalb dringt er gerne in Bienenstöcke ein. Der Totenkopfschwärmer fliegt alljährlich aus seiner Heimat, dem tropischen Afrika, nach Norden und kommt im Mai bis Juli bei uns an. Seine Eier legt er vor allem an Kartoffeln, aber auch an Engelstrompete und anderen Nachtschattengewächsen, ab. Wenn die Kartoffelfelder gespritzt werden, können die Raupen allerdings nicht gedeihen, sie sind auf ökologische Landwirtschaft angewiesen. Die auffälligen Raupen werden verhältnismäßig häufig gefunden. Die Falter dagegen sind gut getarnt und werden nur selten beobachtet. Manchmal verirren sie sich allerdings nachts in erleuchtete Wohnungen. Am 24. September flog gegen 22 Uhr ein Totenkopfschwärmer in einer Wohnung im 4. Stock in München Au umher. Schließlich beruhigte er sich und konnte fotografiert werden. Zur Belohnung bekam er dann flüssigen Honig. Falls der Falter wirklich bis nach Afrika fliegen will, braucht er ja viel Energie. Es ist allerdings nicht bewiesen, dass bei uns geschlüpfte Falter den Rückweg in die Tropen antreten.
Im Herbst werden die Blüten und somit die Nektarquellen immer weniger. Das Rote Ordensband (Catocala nupta) besucht keine Blüten, sondern bevorzugt Fallobst. Die Raupe ernährt sich von Weiden und Pappeln. Das Rote Ordensband ist unser häufigstes Ordensband und im Herbst auch regelmäßig im Stadtgebiet von München zu finden, vor allem wenn es tagsüber an Hauswänden sitzt. Die Ordensbänder haben ihren Namen von den schwarzen Hinterflügeln, die rot, blau, oder gelb gebändert sind. In der Ruhestellung sieht man diese farbigen Bänder allerdings nicht.
Aber auch Tagfalter kann man noch im September beobachten. Häufig waren Admiral (Vanessa atalanta), Tagpfauenauge (Inachis io) und Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas) zu sehen. Auch der Admiral und das Tagpfauenauge laben sich gern an Fallobst, am liebsten, wenn es schon zu gären anfängt und nach Alkohol riecht. Aber auch die unscheinbaren, grünen Blüten des Efeus werden an sonnigen Herbsttagen eifrig von Schmetterlingen und Bienen besucht. Am 16. September wurden im Münchner Ostfriedhof 70 Admirale an Efeu beobachtet, und am 17. September 40 Admirale an der mit Efeu überwucherten Mauer des Friedhofes in Maisach. Die großen und bunten Blüten auf den Gräbern werden dagegen kaum beachtet. Viele hoch gezüchtete Blumen haben allerdings keinen Nektar und sind somit für Insekten wertlos.
Die meisten dieser Admirale sahen noch ganz frisch aus und müssen erst vor kurzem geschlüpft sein. Auf den Friedhöfen haben sie sich sicher nicht in so großer Anzahl entwickelt, aber weite Strecken können sie noch nicht geflogen sein, sonst wären sie nicht mehr so prächtig. Die Fotoserie vom 23. September zeigt, wie eine Admiralsraupe sich verpuppt. Die alte Raupenhaut platzt auf und darunter kommt die schon gebildete Puppenhaut zum Vorschein. Die Aufnahme der Puppe mit den schönen golden glänzenden Flecken entstand am 27.September.
Einige Admirale werden versuchen, bei uns zu überwintern, viele ziehen aber in wärmere Gegenden. Vor allem über freien Flächen konnten Admirale auf dem Zug beobachtet werden. Über die Agrarsteppe bei Allershausen flog am 15.September alle paar Minuten ein Admiral auf geradem Weg nach Süden oder Südwesten. Am 19., 21. und 22. September wurden in der Nachmittagssonne am S-Bahnhof Donnersberger Brücke Admirale beobachtet, die alle im rechten Winkel zu den Gleisen nach Süden flogen.
Für Menschen ist Mutterkorn stark giftig, aber für einige Falterarten ist es eine wichtige Nahrungsquelle. Im Frühjahr wachsen auf dem Boden Schlauchpilze und bilden Sporen. Diese Sporen werden vom Wind verbreitet und keimen auf Fruchtknoten von Süßgräsern. Häufig befallen wird Roggen, aber auch Schilf und Pfeifengras. Auf den Fruchtknoten bilden sich durch vegetative Vermehrung Conidien, die gemeinsam mit einer zuckerhaltigen Flüssigkeit ausgeschieden werden. Deshalb werden von Mutterkorn befallene Grasblüten im Sommer gerne von Insekten besucht. Im Herbst wachsen dann die harten, schwarzen Sclerotien, das Mutterkorn. Auch an diesen Sclerotien kann man viele Nachtfalter beobachten. Die folgenden Fotos entstanden alle am 22. September am Deiniger Weiher südlich von München. Violett-Gelbeule (Xanthia togata), Achateule (Phlogophora meticulosa) und Dunkelgraue Herbsteule (Agrochola lota) wurden auf mit Mutterkorn befallenen Schilfblüten beobachtet. Außerdem wurden Weiden-Saumbandspanner (Epione repandaria) und die seltene Wasserschwaden-Röhrichteule (Phragmatiphila nexa) gesehen.
Auffällig sind die vielen großen und oft prächtig gefärbten Raupen, die einem im Herbst bei einem Spaziergang oder bei der Gartenarbeit buchstäblich über den Weg laufen. Sie sind auf der Suche nach einem Winterquartier. Häufig gefunden werden Buchen-Streckfuß (Calliteara pudibunda), Ampfer-Rindeneule (Acronicta rumicis) und Pfeileule (Acronicta psi), aber auch eine fingerdicke Raupe des Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata), die sich wie Hartgummi anfühlt, wurde an einem Waldrand entdeckt.

Die Raupen der Wurzelbohrer dagegen leben sehr versteckt in der Nähe ihrer Nahrungsquelle, manchmal auch in den Wurzeln selber. Die Raupen des Ampfer-Wurzelbohrers (Triodia sylvina) fressen Ampfer, aber auch Wurzeln anderer Pflanzenarten. Die Falter sitzen tagsüber oft gut sichtbar auf Mauern und Hauswänden und wurden z.B. am 2. September 2007 bei Schäftlarn und am 3. September 2007 bei Pullach gesehen.
Diese Beobachtungen sind natürlich nur eine Auswahl, mehr kann man finden unter www.tagschmetterlinge.de/html -> tagebuch
Annette von Scholley-Pfab
Fotos: Mitglieder des AK Schmetterlinge