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Schmetterlinge Juni

Wissenswertes

Schmetterlinge im Juni

Der Hufeisenklee-Gelbling (Colias alfacariensis) ist ein typischer Bewohner der Münchner Schotterebene. Die Raupe lebt ausschließlich an Bunter Kronwicke und, wie schon der Name sagt, an Hufeisenklee. Der Name des Hufeisenklees kommt übrigens von den Früchten. Mit Phantasie kann man aneinander gereihte Hufeisen sehen.

 

Am 18. Mai 2007 wurde ein Ei an Hufeisenklee auf dem Damm des Isarkanals bei Pullach gefunden. Die Eier sind etwa 1,3 mm lang. Frisch gelegt sind sie weiß, später orange und zum Schluss grauschwarz. Kurz vor dem Schlüpfen am 22. Mai kann man schon das Räuplein durchschimmern sehen.
 

Das Räuplein ist anfangs noch winzig, fast nur mit Lupe zu finden. Es ist hell mit schwarzem Kopf. In den ersten Tagen schabt es nur die obere Blatthaut ab (Schabefraß), aber nach ein paar Tagen nagt die Raupen dann die ganzen Blätter. Bald schon wird der Raupe die Haut zu eng, und sie muss sich häuten. Die zweite Häutung erfolgte am 9. Juni. In diesem Stadium waren dann die typischen gelben Streifen und die schwarzen Punkte zu sehen.

Am 24. Juni hängte sich die Raupe an der Decke des Zuchtkastens an und verpuppte sich. Auf dem Foto kann man den Faden erkennen, mit dem die Puppe gehalten wird. Deshalb heißt diese Art von Puppen „Gürtelpuppe“.

Das Wort „Puppenruhe“ ist ein sehr irreführender Begriff, denn in der Puppe ereignen sich gewaltige Veränderungen: Die Organe der Raupe werden aufgelöst, und die des Schmetterlings neu gebildet. Am 3. Juli schlüpfte dann ein Männchen des Hufeisenklee-Gelblings, das anschließend am Fundort des Eis frei gelassen wurde. Übrigens, die Weibchen sind viel blasser gefärbt, wie man auf einem Foto vom letzten Herbst erkennen kann.


Die Goldene Acht (Colias hyale) kann als Falter nicht sicher vom Hufeisenklee Gelbling unterschieden werden. Die Raupen sehen dagegen völlig verschieden aus und die beiden Arten haben andere Ansprüche an ihre Lebensräume. In der Münchner Gegend scheint der Hufeisenklee Gelbling bei weitem die häufigere Art zu sein. Meines Wissens gibt es hier in der letzten Zeit keinen gesicherten Nachweis für die Goldene Acht, wohl aber mehrere eindeutige Raupenfunde des Hufeisenklee Gelblings.

Die Raupe der Goldenen Acht kann man an verschiedenen Schmetterlingsblütlern finden, die Raupe des Hufeisenklee-Gelblings ist dagegen auf Bunte Kronwicke und Hufeisenklee angewiesen. Bunte Kronwicke wächst auf Magerrasen, aber auch an Waldsäumen, Böschungen und Wegrändern. Den Hufeisenklee findet man dagegen nur auf Magerrasen. Der Hufeisenklee Gelbling überwintert als nur wenige mm große Jungraupe. Die Raupen werden im zeitigen Frühjahr wieder aktiv. Zu diesem Zeitpunkt hat die Bunte Kronwicke noch kaum befressbare Blätter, wohl aber der Hufeisenklee, so dass letzterer wohl für die Überwinterung wichtiger ist. 

Viele Leute halten Magerrasen für wertloses Ödland, aber gerade da ist ein besonderer Reichtum an Pflanzen und Insekten zu beobachten. Sowie eine Wiese gedüngt wird, setzen sich nur wenige Pflanzenarten durch und die Artenvielfalt verschwindet. Eine gedüngte Wiese hat auch ein ganz anderes Mikroklima als ein Magerrasen. In einer gedüngten Wiese stehen die Pflanzen viel dichter, die Sonne dringt nicht mehr zum Boden und es ist kälter und nässer. Dieses Mikroklima vertragen viele Schmetterlinge nicht.

Leider werden Magerrasen immer weniger. Die Panzerwiese wurde teilweise bebaut, der Ackermannbogen soll vollständig bebaut werden, im Gleisdreieck am Westkreuz ist ein Metro-Markt geplant und in Freiham entsteht ein Einkaufszentrum. Wenn die Biotope zu klein werden und keine Verbindung zu anderen Biotopen in der Nähe mehr existiert, besteht immer die Gefahr, dass Arten in für sie schlechten Jahren aussterben. 

Mohrenfalter, Bläulinge, Dickköpfe, Schachbrett und Wiesenvögelchen sind weitere typische Schmetterlinge in Magerrasen.

Der Schwalbenschwanz ist ein guter Flieger und er streift viel umher. Man kann ihn in Gärten, Wiesen und an Waldrändern antreffen. Besonders häufig sieht man ihn allerdings auf Magerrasen. Er überwintert als Puppe, und im April waren dieses Jahr schon die ersten Falter geschlüpft. Im Juni flogen dann ihre Nachkommen.

Wie erkennen Schmetterlinge eigentlich die richtigen Pflanzen zur Eiablage? Sie haben Geschmacksorgane in den Beinen, mit denen sie Pflanzen prüfen können. Weitere Geruchs- und Geschmacksorgane befinden sich in den Fühlern. Diese Fotoserie zeigt ein Weibchen des Faulbaum-Bläulings (Celastrina argiolus), das von Sichelklee zu Sichelklee flog und mit den Fühlern jede Pflanze prüfte (Westkreuz, 29. Juni 2007).

Im letzten April flogen auffallend viele Trauermäntel bei uns. Am 24. Juni wurden etwa 20 Trauermantel Raupen im Mangfalltal bei der Kreuzstraße entdeckt. Sie sahen prächtig aus, waren etwa 5cm lang und saßen in 4 Meter Höhe auf einer Salweide.

Es konnten auch zahlreiche Nachtfalter beobachtet werden, die meisten nachts beim Leuchten, etliche aber auch an nachts beleuchteten Hauseingängen, S-Bahn- oder Trambahnhaltestellen. Hier nur 3 besonders auffällige Arten:

Kleinschmetterlinge werden oft übersehen, aber es gibt unglaublich schöne und interessante Arten. Man muss nur genau hinschauen. Hier noch zum Abschluss eine besonders farbenprächtige Beobachtung:

Diese Beobachtungen sind natürlich nur eine kleine Auswahl, mehr kann man finden unter http://www.tagschmetterlinge.de/html


Annette von Scholley-Pfab

Fotos: Mitglieder des AK Schmetterlinge