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Amphibienschutz
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Artenschutzmaßnahmen für die Wechselkröte

Was wir tun

Die Anfänge des Artenhilfsprojekts Wechselkröte

Im Jahr 2003 übernahm der LBV eine als Containerlagerplatz genutzte Kiesfläche neben der Kiesgrube Obermayr in Riem, um dort ein Biotop zu entwickeln. Dort gab es einen kleinen Bestand der Wechselkröte. Die Besitzerin des Kieswerkes, Gabriele Mittermaier, stand dem Schutz der Tiere sehr positiv gegenüber; und so konnte mit vereinten Kräften des LBV und einiger Radlader und Bagger des Betriebes ein Biotop ganz nach den Erfordernissen der Tiere angelegt werden. Die Zahl der Tiere stieg daraufhin innerhalb von zwei Jahren auf etwa 150 Tiere an.

Der Erfolg dieser ersten LBV-Initiative überzeugte die für den Artenschutz zuständigen Fachleute im Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München, so dass mit Förderung der Stadt eine umfangreiche Kartierung der Vorkommen und einige weitere Hilfsmaßnahmen im Stadtgebiet möglich wurden. Darauf wurde der damalige Umweltminister Otmar Bernhard aufmerksam und bot dem LBV den Start eines „Artenhilfsprogrammes für die Wechselkröte im Großraum München“ an.

Ende 2009 beauftragte der Freistaat Bayern den LBV München mit dem Artenhilfsprojekt Wechselkröte im Raum München. Das Projektgebiet umfasst Teile von Stadt und Landkreis München sowie die Landkreise Dachau, Ebersberg Freising und Fürstenfeldbruck. Seit 2018 wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Erlösen der GlücksSpirale finanziert.

Nachfolgend schildern wir ausgewählte Beispielsmaßnahmen, die wir in den letzten Jahren umgesetzt haben.

Foliengewässer mit beidseitigem Vliesschutz

Leider meiden Wechselkröten-Weibchen bei der Ablage ihrer Eier Gewässer, die bereits längere Zeit Wasser führen. Am liebsten ist ihnen ganz frisches Wasser, 2-3 Jahre durchgehend bespannte Gewässer werden noch akzeptiert, ältere Wasserkörper i.d.R. nicht mehr angenommen. Dieses obligatorisch nötige Austrocknen führt bei Ephemergewässern mit organischen Dichtstoffen (Lehm, Dernoton…) häufig zu Rissen, die Gewässer werden dadurch undicht. Auch die Wurzeln der im Gewässer aufwachsenden Pflanzen (Röhricht, Gehölze…) zerstören allmählich eine organische Dichtschicht.

Gewässer aus kautschukbasierten Teichfolien (EPDM) sind eine künstliche aber auch dauerhaft dichte Alternative zu Ephemergewässern mit organischer Dichtschicht. Der Einbau eines unterseitigen Schutzvlieses ist gute fachliche Praxis. Bewährt hat sich dabei die Verwendung von PET-Schutzvlies („Straßenbauvlies“) mit einer Stärke zwischen 300 und 500g/m². Das buntgraue Vlies besteht aus Recyclingmaterial und ist in 2m breiten 50m-Rollen erhältlich. Spätestens nach 3-4 Jahren muss ein Amphibienlaichgewässer gepflegt werden. Da die Teichfolie verhältnismäßig empfindlich ist, empfiehlt es sich, auch auf der Folie Schutzvlies einzubauen (Sandwichbauweise). Das Vlies kostet einen Bruchteil der Teichfolie und ist zu ihrem Schutz gut investiert, zumal es erlaubt, auch vorsichtig mit einer Hacke Schilf oder Röhrich zu Leibe zu rücken.
Das Vlies wird direkt auf die Folie gelegt (s. Gewässerprofil). Ein grober Zuschnitt kann außerhalb der Kapillarsperre (s. Infoblatt 1) erfolgen, die Feinanpassung erfolgt, indem man das Vlies an deren Rand unterschlägt. Bitte nicht auf der Teichfolie schneiden! Die Vliesbahnen verlegt man überlappend von unten nach oben (ähnlich Dachziegeln), so verrutschen sie beim Einfüllen des Auflagesubstrats nicht so leicht. Ein Pumpensumpf aus zwei ineinander gestellter und ebenerdig abgeschnittener Baueimern erleichtert das Trockenpumpen der völlig dichten Gewässer. Bei sehr durchlässigem Untergrund kann auch ein Ablaufsystem eingebaut werden.

Mittlerweile wurden mit dieser Bauweise etwa 30Laichgewässer im Projektgebiet angelegt, bei ersten wurde bereits Pflegemaßnahmen durchgeführt, ohne dass die Folie zerstört wurde. Bislang überstanden die Gewässer auch durchziehende Schafherden, sowie Motorcross- und Quadfahrer (in letzteren Fällen wurde dennoch Anzeige gestellt).

Wechselkröten in Karlsfeld

Seit 2021 haben tausende kleine Wechselkröten beim Karlsfelder Umspannwerk der Bayernwerk Netz (Bayernwerk) ein neues Zuhause gefunden - ein Gemeinschaftserfolg für den Artenschutz. Durch das Zusammenwirken des Bayernwerks, der Bayerischen Kulturlandstiftung und des Artenhilfsprojekt Wechselkröte wurde ein ideales Biotop geschaffen und Krötenlaich von einer Großbaustelle umgesiedelt. Das Projekt wurde in mehreren Medien vorgestellt:

Foliengewässer im Landkreis Dachau

Im Frühjahr 2021 wurden im Landkreis Dachau sieben neue Laichgewässer für die Wechselkröte in Folienbauweise angelegt. Grundlage bildeten zwei Konzepte, die wir 2020 im Rahmen dess AHP Wechselkröte zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde für den westlichen Landkreis und das Gemeindegebiet Weichs erarbeitet hatten. Ausführliche Artikel und Fotostrecken finden Sie hier bei unseren Freunden vom LBV Dachau und hier beim Dachauer Landschaftspflegeverband, der einen großen Teil der Umsetzung organisierte.

Gewässersanierung bei Dietersheim

Südlich der Garchinger Heide zwischen Eching und Dietersheim befand sich noch vor wenigen Jahren das größte Wechselkrötenvorkommen des Landkreises Freising. Zu diesem Zeitpunkt war dort eine kleinere Kiesgrube, welche in den Jahren 2010 und 2011 rekultiviert wurde. Glücklicherweise gehört die Fläche den Münchner Stadtgütern, die für Artenschutzmaßnahmen sehr aufgeschlossen sind. So blieben nach der Renaturierung vier Laichgewässer und heideartiges Grünland erhalten.

Trotz kleinerer Pflegemaßnahmen wuchsen im Lauf der Jahre Röhricht und Weiden in den Gewässern auf, so dass sie zum Jahresbeginn 2018 nur mehr kurzzeitig bespannt waren - zu kurz für ein erfolgreiches Aufwachsen von Kaulquappen.

Im Sommer 2018 konnten wir dann zwei der Gewässer erfolgreich sanieren. Die Stadgüter München stellten für zwei Tage Bagger, einen Traktor mit Kippanhänger und einen Teleskoplader samt Bedienungsmannschaft zur Verfügung. Nun ging es daran, die durchwurzelte Waschschlamm-Deckschicht abzutragen, den darunter liegenden Lehm neu zu verdichten und eine neue Deckschicht aufzubringen. Den Waschschlamm dafür stellte uns die Münchner Kies Union kostenlos zu Verfügung!

Bei der Verdichtung des Waschschlamm bewies sich der Teleskoplader als ideales Gerät, denn dank voll befüllter Schaufel brachte er neun Tonnen auf die Wage, gleichzeitig hatte er recht schmale Reifen, so dass der Bodendruck sehr hoch waren. Der Fahrer verstand es zudem, mit nur einer halben Reifenbreite versetzt vor und zurück und dann nochmal quer zu fahren, so dass der Lehm sehr gut verdichtet wurde.

Seit den ersten Regenfällen zeigen sich die Gewässer wieder gut gefüllt und warten darauf, 2019 wieder von Wechselkröten besiedelt zu werden. Allen Beteiligten sagen wir herzlichen Dank für ihr großes Engagement!

Untersuchungen von Erdhaufen

Egal ob Kieswerk oder Baustelle - Erdhaufen sind für Kleintiere wie Wechselkröte oder Zauneidechse beliebte Wohnorte. Müssen diese entfernt werden, besteht immer die Gefahr Tiere zu verletzen oder gar zu töten. Im Idealfall werden wir vorher kontaktiert, um solche Strukturen zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Auf was man dabei stoßen kann, zeigt dieser Artikel.

Ihr Ansprechpartner

Christian Köbele

Email: christian.koebele@lbv.deTelefon: 089 200270-72

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