Mauersegler (Apus apus)
Mauersegler sind typische Städter. Ihre enormen Flugfähigkeiten erlauben es ihnen, auch in nahrungsarmen Cityzonen zu brüten – sie holen sich ihre Nahrung einfach von außerhalb.
Die rußbraunen Vögel fallen im Flug durch ihre sichelförmigen Flügel auf. Die Flugspannweite beträgt knapp 40 cm. Sie werden häufig mit Schwalben verwechselt – mit denen sie aber nicht verwandt sind.
Mauersegler gelten als Leistungssportler unter den Vögeln: Sie verbringen ihr ganzes Leben – mit Ausnahme der Brutzeit – in der Luft, wo sie fressen, trinken, baden, Nistmaterial sammeln, sich paaren und sogar schlafen können. Ein Mauersegler legt so pro Jahr rund 190.000 km fliegend zurück. Die Vögel sind nicht nur Viel-, sondern auch Hochgeschwindigkeitsflieger: Bei ihren rasanten Flugspielen erreichen sie Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h.
Mauersegler ernähren sich ausschließlich von Insekten, die sie in der Luft erbeuten – Hauptbestandteil sind Spinnentiere, Schwebfliegen, Mücken und fliegende Formen von Ameisen und Blattläusen. Dem drohenden Nahrungsmangel bei Schlechtwettereinbrüchen begegnen die Vögel mit sogenannten „Wetterfluchten“, bei denen sie Tiefdruckzonen über hunderte von Kilometern weit ausweichen. Zurückgelassene Jungvögel sind in der Lage, Körperfunktionen und Herzschlag in einer Art Kältestarre (Torpor) stark zu verringern und so die nahrungslose Zeit zu überdauern. Deshalb gibt es in ihrer Entwicklungszeit große Zeitspannen.
Mauersegler brüten nur einmal im Jahr. Sie legen 2 bis 3 weiße, elliptisch-langgestreckte Eier. Diese werden 18 bis 25 Tage bebrütet, die Jungen verbringen nach dem Schlüpfen 37 bis 56 Tage am Nistplatz. Brutbeginn ist ab etwa Mitte Mai, Brutende ab Mitte bis Ende Juli.
Mauersegler sind Zugvögel und verbringen nur die Zeit von Ende April bis Ende Juli bei uns – deshalb werden sie häufig als „Sommerboten“ bezeichnet. Als Langstreckenzieher überwintern sie in Zentral- und Südafrika.
Nistplatz
Mauersegler kommen in Städten und Siedlungen vor, besonders häufig in Stadtvierteln mit hohem (v. a. unsaniertem) Altbaubestand. Aber auch höhere Flachdachgebäude im Stil der siebziger Jahre werden besiedelt, des Weiteren historische Bauten, Kirchen, Industriebauten. Da Mauersegler in Kolonien brüten, ist meist mit mehreren Nistplätzen an einem Gebäude zu rechnen.
Ihre Nistplätze befinden sich ausschließlich an Gebäuden - in dunklen Hohlräumen im Dachgesims unter den Dachrinnen oder -ziegeln, in hochgelegenen Mauerlöchern, undichten Jalousiekästen oder hinter den Verkleidungsblechen und -platten von Flachdachgebäuden. Die Einflugschlitze können sehr klein sein und sind i. d. R. von unten nicht sichtbar. Es werden nur solche Nistplätze besiedelt, die eine Anflugmöglichkeit von unten oder von vorne bieten.
Die Nistplätze sind von außen nicht einsehbar und werden nur beim Ein- und Ausflug der Vögel erkannt. Heftiges, rufendes Umfliegen eines Gebäudes vor allem in den Abendstunden kann als erster Hinweis auf eine Besiedelung gewertet werden. Ein weiterer Hinweis auf eine Besiedelung sind leichte Kotstreifen an der Unterseite der Dachrinne.
Mauersegler tragen kaum Nistmaterial an den Brutplatz ein. Das kleine, mit Speichel befestigte „Napfnest“ besteht aus in der Luft gesammelten oder am Brutort vorgefundenen Materialien und erreicht kaum die Größe eines Bierdeckels. Altvögel entfernen den Kot der Jungtiere aus dem Nest.
Gefährdung
Mauersegler sind heimliche Untermieter. Sie hinterlassen keinen Schmutz an Fassaden, und ihre Anwesenheit an einem Gebäude bleibt oft über Jahre unbemerkt. Deshalb werden sie bei Baumaßnahmen meist nicht rechtzeitig bemerkt. Sanierungen während der Brutzeit gefährden die Vögel und ihre Brut, aber auch bei Baumaßnahmen außerhalb der Brutzeit werden viele Quartiere – oft ungewollt – verschlossen.
Wegen ihrem besonderen Flugverhalten – Mauersegler brauchen etwa 2,5 bis 3 m freien Raum unter ihrem Nistplatz, um ein- und ausfliegen zu können – kann bereits der Aufbau eines Baugerüstes für harmlose Reparaturarbeiten Brut und Altvögel gefährden.
Mauersegler sind extrem ortstreu. Sie benutzen ihre Nistplätze ein Leben lang, und können sich bei Verlust nur schwer an einen anderen Nistplatz gewöhnen. Nach Quartiersverlust kreisen die Vögel oft noch jahrelang über dem Gebäude, bevor die Kolonie zusammenbricht, weil keine Reproduktion mehr stattfindet.
Schutz und Hilfe
Schutzstatus: | besonders geschützt gem. BNatSchG | Rote Liste III | Vogel des Jahres 2003 |
Wegen der besonderen Gefährdung von Mauerseglern durch Sanierung und Umbau setzen hier die Schutz- und Hilfsmaßnahmen an:
1. Prüfung auf Vorkommen von Mauerseglern und ihren Quartieren vor Sanierungsbeginn
2. Bauzeit möglichst außerhalb der Brutzeit
3. Berücksichtigung des Flugverhaltens beim Aufbau des Gerüstes; keine Staubnetze und hinderlichen Querstangen im Ein-/Ausflugbereich bis 2,5 m unter dem Einflugloch
4. Erhalt von Brutplätzen und Einflugöffnungen nach der Sanierung
5. Anbieten von Ersatznistplätzen während und nach der Sanierung
Schutzmaßnahmen für Mauersegler bei Sanierung und Umbau
6. Vorbeugende Quartierschaffung bei Neubauten
Nistplätze für Mauersegler sind nicht an traditionelle Dachformen gebunden. Auch bei modernen Gebäuden können Nistplätze integriert werden, z. B. in den Attikabereich.
7. Anbieten von Nistkästen in geeigneter Lage
Nistkästen für Mauersegler sind im Fachhandel erhältlich, können aber auch leicht selbst hergestellt werden.
Wer ein Quartier für Mauersegler schaffen möchte, sollte dabei beachten:
Bevorzugte Gebäude | Hohe Gebäude |
Lage am Gebäude | Dachtraufe; ab 6 m Höhe |
Quartierstyp | Kasten |
Platzbedarf bxhxt (cm) | 40x20x20 |
Einflugöffnung (mm) | d=50 mm oder 35x70 mm queroval, exzentrisch, Bodenabstand 20-40 mm |
Besondere Bedingungen | Koloniebrüter |
weitere Maßnahmen | Freier Anflug vor und unter dem Quartier |
Besonders vorteilhaft sind die Nähe zu einer bestehenden Kolonie und die Anlockung der Vögel durch Abspielen von Mauerseglerrufen. Weil Mauersegler Koloniebrüter sind, sollte man mehrere Quartiere an einem Gebäude vorsehen.