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Artenschutz an Gebäuden
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Großes Mausohr

Was wir tun

Großes Mausohr (Myotis myotis)

Das Große Mausohr ist die größte bei uns heimische Fledermausart: Es erreicht eine Körpergröße von 8 cm und eine Flügelspannweite von 43 cm. Charakteristische Merkmale dieser Art sind die kurze, breite Schnauze und die weißgraue Unterseite, die von der graubraunen Oberseite durch eine scharfe Linie abgegrenzt wird. 

Große Mausohren kommen erst in der Dunkelheit aus ihren Quartieren; dann jagen sie auf Höhe der Baumkronen in laubholzreichen Mischwäldern mit teilweise unbedecktem Boden oder auf frisch gemähten Wiesen. Ihre bevorzugte Nahrung sind Lauf- und Mistkäfer, die sie dicht über dem Boden fliegend „erhorchen“ und sich dann aus der Luft auf ihre Beute werfen; so jagen sie auch andere Insekten wie Maikäfer, Heuschrecken und Grillen. Einmal auf dem Boden gelandet, können sie ihre Beute sogar „zu Fuß“ ein Stück weit verfolgen.

Von April bis Oktober besiedeln die Weibchen des Großen Mausohrs ihre Wochenstuben, die im Schnitt aus 300, in manchen Fällen aber auch aus bis zu 2000 Tieren bestehen. Im Juni bringen die Weibchen ein bis zwei Junge zur Welt, die nach sechs bis sieben Wochen entwöhnt werden. Im August, wenn die Jungen bereits selbst auf die Jagd gehen, verlassen die Weibchen nach und nach die Wochenstubenkolonie; die Jungtiere hingegen bleiben noch bis in den Oktober hinein im Sommerquartier.

Quartier

Große Mausohren sind typische Kulturfolger. Ihre Wochenstubenquartiere liegen vor allem in ruhigen, warmen Dachstühlen großer Gebäude wie Kirchen und Schlösser. Dies ist nicht verwunderlich, da die Wochenstuben des Großen Mausohrs den größten Raumanspruch aller Dachstühle bewohnenden Arten haben. Während der Wochenstubenzeit beziehen die Männchen Einzelquartiere in Nistkästen, in Dachstühlen oder hinter Holzverkleidungen. Bei ausreichendem Platzangebot, wie z.B. auf einem weitläufigen Dachboden, können sich auch mehrere Männchen ein Sommerquartier teilen.

In den Sommerquartieren müssen neben freien Einflugöffnungen auch unterschiedlich temperierte Bereiche zur Verfügung stehen, da Große Mausohren je nach Temperatur ihren Hangplatz wechseln: Bei großer Hitze oder Kälte verkriechen sie sich in Spalten im Mauerwerk, im Hochsommer bevorzugen sie kühlere Hangplätze an Mauern, in tieferen Stockwerken oder auf Kirchendachböden sogar unter den Fußbodenbrettern, oder sie wechseln jahreszeitlich bedingt z. B. vom Kirchendach in die Kirchturmspitze. Ebenfalls wichtig sind raue Wände oder Balken im Inneren des Quartiers, da Jungtiere beim Hangplatzwechsel ihrer Mütter nicht mitgenommen werden, sondern ihnen nachklettern müssen.

Große Mausohren bevorzugen „durchfliegbare“ Öffnungen als Zugang zu ihren Quartieren; aber sie akzeptieren auch engere Öffnungen (ab 3 cm Breite) z.B. am Dachansatz, durch die sie hindurchkrabbeln, um an ihren Hangplatz zu gelangen. Die Hangplätze erkennt man meist an den Kotanhäufungen darunter.

Ihren Winterschlaf halten Große Mausohren in frostsicheren Winterquartieren wie Höhlen, Stollen oder Kellern. Um zu diesen Quartieren zu gelangen legen sie Strecken von etwa 100 km zurück.  

Gefährdung

Neben Veränderung und Zerstörung ihres Lebensraumes droht Großen Mausohren besondere Gefahr durch Verlust und Störung ihrer Quartiere. Bei Sanierungen im Dachbodenbereich werden häufig Einflugöffnungen verschlossen, verlegt oder durch Außengerüste blockiert, zusätzlich werden die Tiere durch externe Beleuchtung im Bereich der Einflugöffnungen beeinträchtigt. Da Große Mausohren bevorzugt Firstbereiche mit Warmluftstau als Hangplätze nutzen, kann eine Firstentlüftung und die dadurch entstehende Änderung der klimatischen Verhältnisse im Quartier verheerende Folgen haben. 

Große Mausohren sind im Verhältnis zu anderen Fledermausarten vergleichsweise tolerant gegenüber kleinen Störungen bei Baumaßnahmen. Unproblematisch sind Arbeiten in der Zeit von Mitte Oktober bis Mitte März, Außenarbeiten sind in der Regel auch den Sommer über möglich. Jedoch sollte im Vorfeld bekannt sein, welche Hangplätze zu welchen Zeiten genutzt werden, wo die Einflugöffnungen und, bei mehreren genutzten Räumen, die Durchflugöffnungen liegen.

Bei allen Arbeiten an Gebäuden mit Mausohrquartieren ist es sehr wichtig, dass vorhandene Ein- und Durchflugöffnungen erhalten bleiben, da neue Öffnungen meist nur zögerlich oder gar nicht angenommen werden.

Große Mausohren sind sehr ortstreu; auch nachdem eine Kolonie ein Quartier bereits aufgegeben hat, kehren immer noch einige oder sogar alle Tiere mehrere Jahre an den ursprünglichen Platz zurück. 

Schutz und Hilfe

Schutzstatus:   streng geschützt gem. BNatSchGVorwarnliste

Neben dem Erhalt von naturnahen Laub- und Laubmischwäldern als Jagdgebiete des Großen Mausohrs betreffen die wichtigsten Schutzmaßnahmen den Erhalt der Mausohr-Quartiere:

1. Prüfung auf Vorkommen von Fledermäusen und ihren Quartieren vor Sanierungsbeginn

2. Einflug- und Durchflugöffnungen von Quartieren offen halten

3. Erhalt des Mikroklimas im Dachstuhl

4. Erhalt alter Balken und Holzbretter mit typischem Koloniegeruch bei Umbau des Quartiers

5. Bauzeit während der Abwesenheit der Tiere

6. keine Verwendung von Fledermaus gefährdenden chemischen Holzschutzmitteln bei Dachsanierungen
Liste Fledermaus verträglicher Holzschutzmittel

7. Schutz der Winterquartiere vor Störungen

8. Erhalt von offenem Waldland, Waldrändern, Baumgruppen, Weideland, Gebieten mit traditioneller Landwirtschaft

9. Anbieten von Fledermauskästen in geeigneter Lage; Fledermauskästen sind im Fachhandel erhältlich.          
   

Handelsübliche Fledermauskästen


Wer ein Quartier für Große Mausohren schaffen möchte, sollte dabei beachten:
 

Bevorzugte GebäudeGebäude unterschiedlicher Höhe
Lage am GebäudeDachböden (Sommer); Keller, Höhlen (Winter)
QuartierstypRaum- und Spaltenquartier
Platzbedarf bxhxt (cm)Raum mit unterschiedlichen Klimabereichen
Einflugöffnung (mm)Spalt ab 30 mm, besser durchfliegbare Öffnung von 60x400 mm 
Besondere BedingungenHangplatz aufgeraut; keine Zugluft!
weitere Maßnahmen 

Sie wünschen Beratung?

Ihre Ansprechpartnerin

Sylvia Weber

Email: sylvia.weber@lbv.deTelefon: 089 200270-83

 

Projekt Artenschutz an Gebäuden
Landesbund für Vogel- und Naturschutz

Klenzestr. 37
80469 München

Förderung