Haussperling (Passer domesticus)
Spatzen kennt eigentlich jeder. Doch der Haussperling, wie er eigentlich heißt, ist heute vielerorts kein „Allerweltsvogel“ mehr. Gerade in Großstädten wie München oder Hamburg ist sein Bestandsrückgang erschreckend.
Die kleinen Vögel haben einen relativ kurzen, klobigen Schnabel. Männchen und Weibchen sehen unterschiedlich aus: Die Männchen haben eine graue Kopfplatte – an dieser kann man sie auch von den Feldsperlingen unterscheiden – und einen schwarzen Kehllatz. Ihr Gefieder ist braunbeige am Bauch, der Rücken braunrot und schwarz gestreift. Weibchen und Jungvögel sind unscheinbar graubraun mit heller Unterseite.
Die vorwiegend vegetarische Nahrung der Haussperlinge besteht aus Sämereien von Wildstauden und Gräsern, Getreide und Früchten. Für die Jungenaufzucht spielen Insekten als Nahrung eine große Rolle. Eine besondere Vorliebe haben sie für Staub- und Wasserbäder. Beides dient der Gefiederpflege. Die Bezeichnung „Dreckspatz“ ist also fehl am Platz!
Haussperlinge gleichen die hohe Sterblichkeitsrate bei Jungtieren durch häufiges Brüten aus. 2 bis 3, manchmal 4 Bruten pro Jahr sind die Regel, mit durchschnittlich je 4 bis 6 Eiern. Die Eier sind weißlich oder bläulich, mit dichten braunen Flecken. Die Bruten beginnen etwa Mitte April und enden etwa Mitte August, bei günstiger Witterung kann diese Zeitspanne nahezu beliebig verlängert werden. Brutdauer beträgt 11-14 Tage, die Nestlingszeit 12 bis 18 Tage. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch etwa 14 Tage von den Eltern gefüttert.
Nistplatz
Spatzen sind Kolonievögel und brüten gerne in Gesellschaft ihresgleichen. Von ihrem Geburtsort entfernen sie sich nur 1 bis 2 Kilometer. Als Höhlenbrüter nisten sie vorzugsweise an Gebäuden, aber sie bauen auch Freinester in dichten Hecken oder Fassadenbegrünungen. An Gebäuden nutzen sie Spalten und Nischen aller Art, meist im Dach- oder Fassadenbereich. Dabei spielen Gebäudehöhe und -typ kaum eine Rolle. Haussperlinge findet man heute überwiegend im Stadtrandbereich und in den Landkreisgemeinden.
Sie bauen voluminöse Nester, die ihre Verwandtschaft zu den Webervögeln verraten. Allerdings kann man ihr Nest nicht gerade kunstgerecht nennen: Als Nistmaterial ist alles recht, was ihnen in den Schnabel kommt: Gras, Halme, Plastikstreifen, Wollfäden. Das Innere wird mit Federchen und Pflanzenfasern ausgepolstert. Übrigens: Den Kot der Jungvögel tragen die Eltern stets aus dem Nest.
Wo ein Spatz brütet, erkennt man am Besten an den Männchen, die laut und ausdauernd rufend über ihrem Nistplatz sitzen – meist auf der Dachrinne.
Gefährdung
Haussperlinge sind standortgebunden und Nistplatztreu, und reagieren auf Störung am Brutplatz häufig mit Aufgabe des Geleges und ggfls. Wechsel des Brutplatzes. In Städten und an größeren Gebäuden droht ihnen Brutplatzverlust bei Sanierungen. Bei Baumaßnahmen werden die brütenden Vögel oft nicht beachtet, Ritzen und Hohlräume stehen nach der Sanierung nicht mehr zur Verfügung.
An Einfamilienhäusern leiden Haussperlinge oft unter mangelnder Akzeptanz und Vergrämung: Ihre Rufe im Nistplatzbereich, häufiges Ein- und Ausfliegen während der Fütterung der Jungen und Kotspuren am Einflugloch „verraten“ sie leicht. In Folge werden ihre Einschlüpfe häufig verschlossen.
Gefährdet sind Haussperlinge nicht nur durch Quartiersverlust. Eine englische Studie belegt, dass Mangel an geeigneter Nahrung zur Jungenaufzucht ein bedeutender Faktor für das Verschwinden der Haussperlinge darstellt. Naturferne Bewirtschaftung in öffentlichen Grünanlagen und Hausgärten sowie Gifteinsatz in der Landwirtschaft führen zu Insektenarmut, so dass Jungvögel häufig verhungern. Durch den Rückgang naturnaher Flächen in der Stadt – Wiesen oder Stadtbrachen mit Wildstauden – steht auch den Altvögeln nur ein verringertes Nahrungsangebot zur Verfügung. Zunehmende Flächenversiegelung erlaubt keine Staubbäder mehr. Im Zuge von Fassadensanierungen werden Wandbegrünungen entfernt. Alle diese Komponenten führen neben dem reduzierten Brutplatzangebot dazu, dass sich der Spatz aus den Städten mehr und mehr zurückzieht.
Schutz und Hilfe
Schutzstatus: | besonders geschützt gem. BNatSchG | Vorwarnliste | Vogel des Jahres 2002 |
Wegen der vielfältigen Ursachen für den Rückgang der Haussperlinge müssen Schutz- und Hilfsmaßnahmen an allen Stellen ansetzen:
1. Naturnaher Umgang mit Grünflächen und Gärten
2. Erhalt von Nahrungsbiotopen wie Ruderalflächen und Langgrasfluren
3. Angebot von unversiegelten Flächen und Pfützen für Staub- und Wasserbäder
4. Erhalt von Brutplätzen und Einflugöffnungen oder Anbieten von Ersatznistplätzen
Schutzmaßnahmen für Haussperlinge
5. Bauzeit möglichst außerhalb der Brutzeit
6. Anbieten von Nistkästen in geeigneter Lage
Nistkästen für Haussperlinge sind im Fachhandel erhältlich, können aber auch leicht selbst hergestellt werden.
Bauanleitung Haussperlings- Koloniekasten
Wer ein Quartier für Haussperlinge schaffen möchte, sollte dabei beachten:
Bevorzugte Gebäude | Gebäude unterschiedlicher Höhe |
Lage am Gebäude | unter Balkon oder Dachüberstand;ab 3 m Höhe |
Quartierstyp | Kasten |
Platzbedarf bxhxt (cm) | 20x20x20 |
Einflugöffnung (mm) | d=32 mm oder 35 mm oberer Schlitz |
Besondere Bedingungen | Koloniebrüter |
weitere Maßnahmen | Fassadenbegrünung; dichte Gehölze im Umfeld |
Besonders vorteilhaft ist die Nähe zu einer bestehenden Kolonie. Weil Haussperlinge Koloniebrüter sind, sollte man mehrere Quartiere an einem Gebäude vorsehen.
Kein Haus, keinen Garten, aber trotzdem Sehnsucht nach dem Spatz? Werden Sie Spatzenfreund! Näheres zum Hilfsprojekt für Münchner Haussperlinge finden Sie hier.