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Artenhilfsprojekt Wechselkröte - Neue Gefahren

Was wir tun

Warum ist die Wechselkröte vom Aussterben bedroht?

Die Bestände der Wechselkröte sind in den letzten Jahrzehnten in ganz Mitteleuropa aufgrund fortschreitender Zerstörung ihrer Lebensräume und aufgrund der veränderten Abbaumethoden von Kies, Lehm und Sand sehr stark zurückgegangen. In der Schweiz ist die Art ausgestorben, in Deutschland und Österreich stark gefährdet, in Bayern ist sie vom Aussterben bedroht.
Größere Bestände der Art finden sich in Bayern nur noch entlang des Donautales und auf der Münchner Schotterebene. Letztere beherbergte noch in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die größten Vorkommen Deutschlands. Der Bestand innerhalb des Münchner Stadtgebietes und des Landkreise München dürfte damals bei über 5.300 adulten Tieren gelegen haben. Ende der 1990er war der Bestand auf 1000 Tiere eingebrochen. Seitdem ist die Zahl der Wechselkröten wohl weiter zurückgegangen, sodass wir einen Rückgang von mehr als 80 % verzeichnen müssen. Mittlerweile ist die Wechselkröte sogar im Großraum München, wo derzeit schätzungsweise 1.600 erwachsene Tier leben, vom Aussterben bedroht. Seit dem Start des Artenhilfsprojekts 2007 konnte der Rückgang jedoch zumindest stark verlangsamt oder möglicherweise sogar gestoppt werden. Beim Monitoring im gesamten Projektgebiet 2021 und 2022 deutet in Summe auf eine Stabilisierung hin, obgleich starke lokale Unterschiede feststellbar sind. So wurde z.B. die Mallertshofer Heide neu besiedelt, während die Bestände im Münchner Osten weitgehend zusammengebrochen sind.

 

Welche Gründe gibt es für diesen Bestandseinbruch?

Als Kulturfolger ist die Wechselkröte von der Intensivierung der Landwirtschaft, die z.B. die Gelbbauchunke hart getroffen hat, nicht allzu stark betroffen. Ein Grund für den Bestandsrückgang der Wechselkröte ist die vermehrte Einführung des Nassabbaus in Kiesgruben. Hierdurch fielen sicher einige geeignete Laichgewässer in den Kiesgruben weg, in den Randbereichen der Gruben gibt es sie aber noch. Gravierender ist jedoch der Lebensraumverlust durch Bebauung und Sukzession, zumal Ausgleichsgewässer häufig nicht tauglich angelegt werden.

Ein anderes Problem ist die Zerschneidung der Lebensräume mit der einhergehenden Verinselung der einzelnen Biotope. Breite Durchlässe wie im Bild unter der Autobahn zwischen dem Nord- und Südteil der Fröttmaninger Heide sind eher die Ausnahme als die Regel. Gerade im Münchner Norden sind die Populationen unüberbrückbar voneinander getrennt worden.
Die Wechselkröte ist sehr wanderfreudig, das Tier kann in seiner Aktivitätszeit während der Nacht über einen Kilometer zurücklegen. Wenig bewachsene Bahndämme sind geeignete Wanderwege voller Bodeninsekten, der Lieblingsnahrung der Wechselkröte. Außerdem stellen sich den Tieren keine viel befahrenen Straßen in den Weg. Geeignete Wanderwege sind für die Münchner Wechselkröten genauso wichtig wie die eigentlichen Lebensräume.

Neue Gefahren

Doch auch mit neuen Herausforderungen hat die Wechselkröte zu kämpfen: Sorgen bereitet uns momentan der Hautpilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd), der v.a. in den Tropen bereits zu Massensterben von Amphibien geführt hat. Solche Massenaussterben sind zwar von der Wechselkröte noch nicht bekannt, jedoch gibt es Hinweise, dass Bd vor allem Hüpferlinge und Tiere in der Winterruhe tötet. In beiden Fällen sind Totfunde hier kaum möglich. Eine ausführliche Handlungsempfehlung zu Amphibienkrankheiten in Bayern findet sich hier.

Wechselkröten benötigen zwar feindfreie Gewässer, die in regelmäßigen Abständen austrocknen – nur muss das zum richtigen Zeitpunkt geschehen! Damit sich die Kaulquappen erfolgreich entwickeln können müssen die Laichgewässer in den Sommermonaten durchgehen bespannt sein. Hier machen sich bereits heute die Auswirkungen des Klimawandels bemerkbar. Abnehmender Niederschlag und zunehmende Hitze im Sommer lassen die Gewässer und damit die Kaulquappen schnell austrocknen. Gerade im Münchner Osten, wo der Grundwasserspiegel 2022 auf einen historischen Tiefststand gesunken ist, mussten wir starke Bestandseinbrüche verzeichnen. Ob hier ein ursächlicher Zusammenhang besteht, wollen wir in der nächsten Zeit untersuchen.

Ihr Ansprechpartner

Christian Köbele

Email: christian.koebele@lbv.deTelefon: 089 200270-72

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