Die Vielfalt macht‘s
Ein abwechslungsreicher Garten mit kleinräumig unterschiedlichen Strukturen bietet dem Igel Deckung, Unterschlupf und Nahrung. Strukturgebende Elemente, wie zum Beispiel Totholzhaufen, Steinmauern, Gebüsche und Hecken, sowie zugängliche Komposthaufen bereichern den Garten aus tierischer Hinsicht. In so einem naturnah gestalteten Garten findet der Igel ausreichend Futter in Form von Käfern, Raupen, Larven, Ohr- und Regenwürmern, sowie Schnecken. Gerade im Herbst und im Frühjahr muss er seine Fettspeicher auffüllen und ist in diesen Zeiten auf reichhaltiges Insektenfutter angewiesen. Dafür nutzen Igel ein erstaunlich großes Revier: sie streifen in einer Nacht bis zu 3 km auf Nahrungssuche umher.
Gefahren entschärfen
Damit die Igel gefahrlos von einem Garten zum nächsten gelangen können, sind kleine Durchlässe in der Gartenumgrenzung nötig. Bereits ein Loch mit einer Größe von 13 auf 13 cm reicht aus, um eine Vernetzung zwischen den Anlagen zu schaffen. Die Schlupflöcher sollten jedoch nicht auf eine Hauptverkehrsstraße führen und glattrandig sein, sodass der Igel verletzungsfrei passieren kann.
Weitere Gefahren, die oft im Garten drohen, sind offene Schächte oder Treppen mit hohen Absätzen, sowie Wasserflächen mit steilen und rutschigen Ufern. Ausstiegshilfen mindern hier das Gefahrenpotential für Igel und andere Tierarten. Frisches Wasser kann in einer flachen Schale oder einem Topfuntersetzer angeboten werden, da die Tiere kaum noch natürliche Wasserquellen in erreichbarer Nähe auffinden. Der Verzicht auf Chemie im Garten in Form von Schneckenkorn und anderen Pestiziden, oder Kunstdünger schützt die Tiere vor tödlichen Vergiftungen!
Bei Mäharbeiten oder dem Umschichten von Totholz- und Komposthaufen ist besondere Vorsicht geboten, um die Tiere in ihren Tagverstecken nicht zu verletzen.
Neue Bedrohung: Mähroboter
Mähroboter stellen eine große Gefahr für die Tiere dar, v.a. wenn sie nachts und unbeaufsichtigt eingesetzt werden. Oftmals reagieren die Roboter viel zu spät auf Hindernisse, sodass es zu schweren Schnittverletzungen kommen kann. Igeljunge, die gerne flach auf der Wiese liegen, sind meist zu klein, um überhaupt als Hindernis wahrgenommen zu werden. Igelstationen berichten daher immer häufiger von verstümmelten und getöteten Tieren, die auf Rasenmäher-Roboter zurückzuführen sind.
Unterstützung für den Winterschlaf
Als echte Winterschläfer ziehen sich die Igel im Herbst in ein frostfreies Nest an einem sicheren und trockenen Ort zurück. Die Monate bis zum Frühjahr verbringen die Tiere im Winterschlaf, wobei die Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert werden. Sie zehren von ihrem Fettpolster und verlieren durchschnittlich 30% ihres Körpergewichts.
In strukturreichen, naturnahen Gärten finden die Tiere normalerweise ausreichend Nahrung. Manchmal kann es aber sinnvoll sein, in der nahrungsarmen Zeit vor und kurz nach dem Winterschlaf, also im Herbst und im Frühjahr, etwas zuzufüttern. Dazu eignet sich proteinreiches Katzen- und Igelfutter und gekochtes, aber ungewürztes Ei. Milch darf auf keinen Fall angeboten werden, da die Tiere den Milchzucker nicht vertragen.
In einem aufgeräumten Garten ohne natürliche Unterschlupfmöglichkeiten kann man den Igeln helfen, indem geeignete Überwinterungsstrukturen geschaffen werden. Eine Anleitung für ein hölzernes Igelhaus zum Selberbauen finden Sie hier. Damit sich die Tiere in ihrem Versteck ein gut isoliertes Nest einrichten können, brauchen sie Laub, trockene Grashalme oder Stroh. Nehmen Sie es daher im Herbst nicht zu genau mit der Gartenpflege und rechen Sie das Laub lieber unter die Hecke oder ins Gebüsch. Vermeiden Sie bitte auch, potentielle Überwinterungsstrukturen im Winter zu entfernen, da darin überwinternde Tiere sonst zu früh aus ihrem Winterschlaf aufwachen.
Gesetzlicher Schutz
Der Braunbrustigel ist in Deutschland ganzjährig durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Nur bei Notfällen, wie Verletzung, Krankheit und Apathie, darf ein hilfsbedürftiger Igel aus seiner natürlichen Umgebung entnommen und fachkundig versorgt werden. Hier finden Sie eine ausführliche Entscheidungshilfe. Sobald die Tiere wieder fähig sind, sich in der Natur selbstständig zu erhalten, müssen sie frei gelassen werden, am besten am Fundort.
Projekt ‚Igel in Bayern‘
Der LBV führt zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk ein Bürgerforscher-Projekt durch, um herauszufinden, wie es dem Igel in Bayern geht, wie viele Tiere es gibt und wo sie gehäuft vorkommen. Dabei lebt das Projekt von Ihrer Unterstützung: Melden Sie uns, wann und wo Sie einen Igel gesehen. Vielen Dank dafür!