
Seit 18 Jahren schon engagieren sich Tausende Vogelfreunde in und um München bei der jährlichen Stunde der Wintervögel und helfen so dem Naturschutzverband LBV, belastbare Zahlen zur Vogelwelt im Winter zusammenzutragen. In Stadt und Landkreis München wurden rund 40.000 Vögel gezählt – im Schnitt 20 Vögel pro Garten in der Stadt und 26 im Landkreis. Insgesamt ist es somit vergleichsweise ruhig zugegangen. Die relativ niedrigen Vogelzahlen decken sich mit dem allgemeinen Trend in Deutschland und sind auch aufgrund der milden Witterungsbedingungen am Zählwochenende und in den Wochen davor nicht verwunderlich: Die Vögel hatten aufgrund der fehlenden Schneedecke, aber auch wegen eines vorangegangenen „Mastjahrs“ mit reicher Samenproduktion der Waldbäume wenig Anlass, die Futterstellen und Gärten aufzusuchen. Entsprechend haben sich besonders die typischen Waldvögel wie Buchfink, Kleiber oder auch der im letzten Jahr auffällig häufig gemeldete Eichelhäher bei der Zählung rar gemacht. Invasionsgäste aus dem Norden, Bergfinken, Wacholderdrosseln und Seidenschwanz, wurden nur vereinzelt gesichtet, lediglich die Erlenzeisige machten hier eine Ausnahme. Mit fast 1.000 Sichtungen allein im Stadtgebiet München belegen die kleinen, lebhaften Erlenzeisige heuer sogar Platz 7. Bemerkenswert waren auch die zahlreichen Beobachtungen von Wasservögeln: Im Landkreis belegt das Blässhuhn mit über tausend Sichtungen einen sensationellen vierten Platz und auch Höckerschwan, Graugans und verschiedene Entenarten bringen in diesem Jahr ein Vielfaches der Vorjahreszahlen ein. Dieses Bild wird auch von den bundesweiten Ergebnissen bestätigt – offenbar haben sich in diesem Jahr besonders viele Wasservögel zur Überwinterung in Deutschland eingefunden.
Die vergleichsweise milden Winter der letzten Jahre sind wohl auch der Grund für das häufige Vorkommen kleiner, kälteempfindlicher Arten wie Zaunkönig und Wintergoldhähnchen, die in Härtewintern oft große Verluste erleiden. Im Stadtgebiet konnte das Wintergoldhähnchen in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt in die „Top Twenty“ aufgenommen werden.
Diese erfreulichen Entwicklungen für einzelne Arten können aber über die Probleme, die große Teile unserer Vogelwelt gerade in der Boom-Region München hat, nicht hinwegtäuschen. Auch in diesem Jahr belegt München wieder den letzten Rang unter den deutschen Großstädten, was die Vogeldichte im Siedlungsraum angeht. Nistplätze, Nahrung und Verstecke sind mittlerweile Mangelware für unsere Stadt- und Gartenvögel. Mit Nistkästen und der Gestaltung vogelfreundlicher Gärten kann vielen Arten, allen voran den verschiedenen Meisenarten, dem Kleiber, Zilpzalp und Zaunkönig, geholfen werden. Der LBV setzt sich zudem für den Erhalt und eine naturnahe und vogelfreundliche Gestaltung von Grünflächen ein.